"Auf! ich muß unserm Herrn Christo ein Lied schlagen auf dem Regal..."

Die "kleine Luther-Orgel": das Regal

Das Regal ist die kleine tragbare Zungenorgel der Renaissance- und frühen Barockzeit. Es wurde um das Jahr 1500 erfunden. Die Klangerzeuger, die sogenannten Zungen, sind leicht gebogene Metallplättchen, die auf eine "Kehle" - ein längs durchschnittenes Messingrohr - geklemmt sind. Bei einströmendem Wind erzeugt die Zungenschwingung einen schnarrenden, bläserhaften Ton. Die sog. Zungenregister der Orgel funktionieren nach demselben Prinzip. Allerdings verfügen die Pfeifen dieser Register über Klangbecher, die den Klang färben bzw. verstärken. Im Regal gibt es keine solchen Becher, was die praktische Kleinheit des kompakten Instruments möglich macht.

Unser Regal ist einem französischen Tischregal des 17. Jahrhunderts nachempfunden und stammt aus der Orgelbauwerkstatt Rohlf in Calw-Neubulach (Nordschwarzwald). Der aufwendig gefertigte Balg dient nicht nur als Windreservoir, sondern auch als Resonator. Er  wird bei diesem Exemplar über einen Tretmechanismus vom Spieler selbst aufgezogen. Alternativ kann auch ein elektrischer Gebläsemotor verwendet werden. Die Standardform des Regals benötigt einen Kalkanten, d.h. einen Assistenten, der die Bälge abwechselnd aufzieht.

Regal

Woher der Name "Regal" kommt, ist nicht abschließend geklärt: möglich ist die Ableitung vom lateinischen Wort rigulus, "Rinne"; mit dem Wort rigule wurde in Frankreich die Kehle der Zungenpfeife bezeichnet. Da das Regal aber gern bei prächtigen Zeremonien in höfischer Umgebung gespielt wurde, bot sich von jeher auch das lateinische Wort regalis (königlich) als passende Assoziation an.

Regale wurden auch in der Haus- oder Kirchenmusik gebraucht und sogar in der frühen Oper sowie als tragbares Instrument bei Prozessionen. Gerne wurden sie gerade im Zusammenspiel mit Bläsern - vor allem mit Posaunen - verwendet.

Und Martin Luther höchstselbst empfahl ausdrücklich das Spiel auf dem Regal. In einem Trostbrief an einen seelisch belasteten Menschen gab der Reformator den folgenden Ratschlag:

Wenn ihr traurig seid (...) so sprecht: Auf, ich muß unserm Herrn Christo ein Lied schlagen auf dem Regal (es sei Te Deum laudamus oder Benedictus etc.), denn die Schrift lehret mich, er höre gern fröhlichen Gesang und Saitenspiel. Und greift frisch in die Claves und singet drein, bis die Gedanken vergehen. (...) Also greift ihr auch ins Regal, oder nehmet gute Gesellen und singet dafür, bis ihr lernet ihn ( = den Teufel) spotten.







































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